Die WerkStadt eröffnet am 9. April 2016 um 19 Uhr eine Körnerkiez-Gruppenausstellung im Neuköllner Leuchtturm
Über Farbe und Form hinaus Daniel Correa Mejía, Nural Moser, Aurélie Pertusot, Deborah Phillips und Paco Vallejo
Die
Kunst, die sich vom Gegenstandsbezug löst, lenkt Aufmerksamkeit auf die
eigenen Formen und Farben und verweist gleichzeitig in einem
expressiven, fiktionalen Spiel weit darüber hinaus. Diese Ausstellung
bringt KünstlerInnen aus verschiedensten Kontexten zusammen. Was sie
vereint, ist der Ort ihres Schaffens – der Körnerkiez in
Berlin-Neukölln: eine Nachbarschaft, deren Ateliers und Initiativen den
Kunstschaffenden aus aller Welt (noch) bezahlbare Arbeitsräume, eine
gute Infrastruktur, Unterstützung und ein lebendiges internationales
Netzwerk bieten. Indem tagtäglich gemeinsam ein vielfältiges
multinationales Miteinander ausgestaltet wird, ist die Nachbarschaft ein
Ort, an dem vereinfachte, negative Medien-Botschaften zu aktuellen
gesellschaftspolitischen Themen sowie zu Neukölln als stigmatisiertem
Stadtteil widerlegt werden. Den roten Faden für diese Gruppenausstellung
bildet ein spezifischer ästhetischer Ansatz, eine visuelle Sprache des
Postminimalismus, die sich durch Reflexionen von Farbe und Form bewegt.
Es wird genau abgewogen, mit welchen Linien oder Strichen und mit
welchen Auslassungen die ästhetische Wirkung erzielt werden kann. Gerade
mit dieser Rückbesinnung auf wesentliche Farb- und Formgestaltung geht
die sinnliche und sinnhafte Aufladung derselben einher. Dieses Prinzip
der Reduktion wird von allen Arbeiten verfolgt, allerdings mit
verschiedenen Techniken der Bildenden Kunst. So entstehen
Korrespondenzen zwischen Malerei, Zeichnungen und Skulpturen, die
rückwirkend den Blick für den Facettenreichtum der einzelnen Werke neu
öffnen. Die Ausstellung zeigt abstrakte Kunst jenseits des
Zombie-Formalismus, der die Kunst aus den 60ern und 70ern hoffnungslosen
Reanimationsversuchen ausliefert, mit dem der etablierte Kunstmarkt
jedoch wunderbar floriert. Wirklich Neues wagen und damit ganz Anderes
gewinnen als einen bestimmten Marktwert – dem sind die Malerei, die
Zeichnungen und Skulpturen der ausgewählten KünstlerInnen verpflichtet.
Ihre Werke verleiten die Rezipierenden in einer Zeit der Überschwemmung
mit schneller Information zu einer mystischen, individuellen Suche nach
Bedeutung. Die gezeigten Arbeiten nutzen die reduzierten Zeichen und
Stoffe des industriellen Zeitalters und kombinieren sie mit dem Pathos
und der Sinnsuche zwischen zerfallender Geschichte und dem
(Wieder-)Aufbau der Zukunft wie sie mit der post-industriellen
Gesellschaft assoziiert ist. Besuchen Sie den Neuköllner Leuchtturm und
machen Sie sich auf eine visuelle Reise, die Sie still dazu anhält, über
die Details Ihrer unmittelbaren Alltagsumgebungen nachzusinnen. Eine
Wanderung durch die Ausstellung führt Sie zu abstrakten Objekten, die
Farbe und Form grundlegend verzwirnen und ihre Wirkmacht neu entfalten.
Kuratiert von Jule Böttner und Jason Benedict.