Werkschau Barbara Keifenheim (Neukölln): Blickwechsel
am 06.05.2015 um 20:00 Uhr:
Oh Mosella
Ein Film von Barbara Keifenheim
(1988, 53 Min.)
Die Ethnologin und Filmemacherin Barbara Keifenheim verbrachte ihre Kindheit an der Mosel. Nach etlichen Auslandsaufenthalten kommt sie mit verändertem Blick in ihre ehemalige Heimat zurück.
Die Fremdenverkehrswerbung und auch die Einrichtungen für Sommergäste, Pensionen, Gasthäuser scheinen ihr zeitlos geblieben. Abseits des lauten Tourismus haben sie sich hier ungetrübt erhalten. Auch bleibt die Mosel weiterhin besungen als Landschaft des Weines und des Frohsinns, der schönen Mädchen und der Gastlichkeit. „Oh, Mosella“.
Geht der Blick jedoch näher an die Nachbarhäuser aus der Kindheit heran, so gibt es da mehr Mauern, Zäune und sogar Sprechanlagen. Der Innenraum wird stärker geschützt – früher war ein Schwätzchen in der Küche der Nachbarin noch täglicher Brauch.
Die Neuentdeckung der Mosel erfährt Barbara Keifenheim mit Friedrich Anderson. Sie geht mit ihm durch die Orte und sieht Veränderungen. Anderson ist Nichtsesshafter, eine Art Hausierer. Betteln möchte er nicht. Er bietet selbstgemalte Karten an den Türen zum Kauf an. Seit dreißig Jahren kennt er seine Strecke.
Der Film schildert Details deutscher Gewohnheiten aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Heimat wird da historisch und biographisch zum Thema. Nicht so sehr die Randgruppe der Obdachlosen, der Tippelbrüder , der Hausierer, der Heimatlosen steht hier im Mittelpunkt des Films , sondern ein Lebensgefühl. Gibt es für Nichtsesshafte auch eine Art Heimat?